Flora und Fauna in den vier Jahreszeiten von Kantabrien
Kantabrien ist ein Landstrich, der ständig in Bewegung ist. Nicht nur die Gezeiten am Atlantik verändern das Bild, sondern auch die Jahreszeiten. Wälder, Wiesen, Küsten – alles sieht im Frühling anders aus als im Winter. Und die Tiere? Sie ziehen mit.
Frühling – wenn alles aufwacht
Ab März riecht es nach feuchter Erde und ersten Blüten. In den Tälern öffnen sich Teppiche aus Narzissen und wilden Orchideen. Wer früh morgens durch die Nebelstreifen der Picos de Europa streift, hört die Vögel schon, bevor man sie sieht. Buntspechte hämmern, Wiedehopfe rufen, und die Störche auf den Dorfkirchen wirken plötzlich geschäftiger als im Winter.
Küstenwanderungen sind jetzt besonders schön – Ginsterbüsche explodieren in Gelb, und man glaubt fast, die Sonne hätte sich auf den Sträuchern verfangen. Ich habe mir angewöhnt, im Frühling ein Fernglas mitzunehmen: Immer wieder huscht ein Reh am Waldrand entlang, und manchmal zeigen sich sogar die scheuen Gämsen. Ein Geheimtipp sind die stillen Täler wie das Cabuérniga-Tal – eines der schönsten Täler Europas, wo man die Vielfalt der Flora besonders intensiv spürt.
Sommer – satt, voll, laut
Im Sommer drückt die Wärme. Die Wälder sind jetzt dicht und sattgrün, und die Bergbäche führen weniger Wasser, rauschen aber immer noch. Libellen tanzen über den klaren Stellen, Eidechsen flitzen über Steinmauern.
Wer Glück hat, begegnet einem der großen Greifvögel – etwa einem Schmutzgeier, der hoch über den Felsen kreist. In den Eichen- und Buchenwäldern ist es schattig, angenehm kühl, während draußen die Zikaden ihr endloses Konzert geben. Ich erinnere mich an eine Wanderung im Tal des Río Asón – das Brummen der Insekten, der Duft nach trockener Erde, und plötzlich ein Schmetterlingsschwarm, der wie Konfetti vor mir aufflog. Auch im Saja-Nansa-Gebiet wird man im Sommer schnell merken, wie lebendig und dicht die Natur hier ist.
Herbst – Farben und Rückzug
Der Herbst ist vielleicht die intensivste Zeit. Die Wälder brennen förmlich in Rot, Orange und Gelb. Kastanien fallen, Pilze schießen aus dem Boden. Das ist die Zeit, in der sich Wanderungen doppelt lohnen: man sieht mehr, riecht mehr, spürt mehr.
Die Rothirsche beginnen ihre Brunft – ihr Röhren hallt in den Tälern, ein uriger, tiefer Klang. Zugvögel sammeln sich an der Küste, manchmal sieht man ganze Formationen am Himmel ziehen. Ein bisschen Wehmut schwingt mit, weil man spürt, dass die Natur sich zurückzieht. Aber genau das macht diese Jahreszeit so eindrücklich. Und selbst wenn man meint, die Wege schon zu kennen – etwa den Wanderweg de los Foramontanos – entdeckt man im Herbst plötzlich Details, die einem im Sommer entgangen sind.
Winter – Stille und klare Luft
Wenn die Berge Schnee tragen, verändert sich alles. Stille breitet sich aus. Die Wälder wirken fast leer, aber das stimmt nicht ganz: Wildschweine wühlen nach Wurzeln, Füchse hinterlassen Spuren im Frost, und über allem kreisen weiterhin die Milane.
Die Pflanzen halten sich zurück, aber an der Küste sieht man immer noch Leben – Wintervögel wie Kormorane oder Alpenstrandläufer nutzen die mildere Atlantikluft. Die Wintersonne hat etwas Ehrliches: kein Schnickschnack, nur klare Konturen. Ich liebe diese Zeit, weil man auf den Wegen fast allein ist. Keine großen Menschenmengen, nur man selbst, die Landschaft, vielleicht ein bellender Hund aus einem Dorf weit entfernt.
Persönliche Notiz
Wenn ich zurückblicke, dann merke ich: Die Jahreszeiten sind in Kantabrien wie vier Kapitel eines Romans, den man jedes Jahr neu liest – und trotzdem immer wieder andere Details entdeckt. Ich habe im Frühling Orchideen am Wegesrand übersehen, die ich erst im nächsten Jahr wahrnahm. Im Herbst habe ich einmal fast eine Stunde lang nur einem Hirsch zugehört. Und im Winter habe ich gelernt, dass „leer“ eigentlich nur bedeutet, dass man genauer hinschauen muss.
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Valle de Cabuerniga, Das Cabuerniga Tal, ein Stück Paradies auf Erden. |
FAQ – Flora und Fauna in Kantabrien
Welche Tiere kann man in Kantabrien beobachten?
Von Gämsen in den Picos de Europa über Schmutzgeier und Adler bis hin zu Wildschweinen, Hirschen und Füchsen – die Artenvielfalt ist groß. An der Küste trifft man zudem auf Zugvögel, Meeresvögel und gelegentlich Delfine.
Gibt es seltene Pflanzen?
Ja, in den Bergen wachsen endemische Arten, die nur hier vorkommen. Außerdem trifft man im Frühling auf seltene Orchideenarten und im Herbst auf eine Vielzahl essbarer und nicht essbarer Pilze.
Wann ist die beste Zeit für Naturbeobachtungen?
Das hängt von den Interessen ab. Vogelbeobachter schwören auf Frühling und Herbst. Wer die Hirschbrunft erleben möchte, sollte den September wählen. Pilzfreunde kommen im Oktober auf ihre Kosten. Der Winter bietet Ruhe und klare Sicht, ideal für Fotografen.
Braucht man spezielles Equipment?
Ein Fernglas ist fast Pflicht. Gute Wanderschuhe ebenfalls. Wer tiefer einsteigen will, nimmt ein Pflanzen- oder Vogelbestimmungsbuch mit.
Sind Begegnungen mit wilden Tieren gefährlich?
In der Regel nicht. Hirsche und Wildschweine ziehen sich zurück, wenn sie Menschen bemerken. Vorsicht ist nur angebracht, wenn man zu nah kommt oder Tiere in die Enge treibt.
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Labels: kantabrien, natur, jahreszeiten, flora, fauna, wandern, reisen, picos de europa, atlantik, spanien, saja-nansa, cabuerniga, foramontanos
Meta-Beschreibung: Entdecke die Flora und Fauna Kantabriens im Wandel der Jahreszeiten – von blühenden Orchideen im Frühling bis zu stillen Winterlandschaften. Mit Tipps zu besonderen Tälern, Wanderwegen und persönlichen Eindrücken.
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