Wochenende in Santander, Kantabrien – Geschichte, Erlebnisse & Tipps im Tagebuchstil

Wochenende in Santander, Kantabrien – Geschichte, Erlebnisse & Tipps im Tagebuchstil

Inhaltsverzeichnis

  1. Erste Begegnung mit Santander – Ankunft am Meer

  2. Santander Geschichte – von römischen Wurzeln bis heute

  3. Das große Feuer von 1941 – die Nacht, die die Stadt veränderte

  4. El Barrio Pesquero – das Herz der Fischer

  5. Palacio de la Magdalena – Wahrzeichen am Meer

  6. Hotel Real – Blick über die Bucht

  7. El Sardinero & Gran Casino – elegante Seiten von Santander

  8. Praktische Santander Tipps für ein Wochenende

  9. Abschließende Gedanken & Reiseinspiration

  10. FAQ zu Santander, Kantabrien


1. Erste Begegnung mit Santander – Ankunft am Meer

Freitagabend in Santander, Kantabrien. Der Bus aus Bilbao rollt langsam am Hafen entlang. Erste Eindrücke: der Geruch von salzigem Wasser, ein Mix aus Fischerbooten und Segelyachten, Möwen, die kreischen. Seit 50 Jahren komme ich jetzt regelmäßig nach Santander. Früher mit meinen Eltern im Auto, später mit den Billigfliegern.
Jedes Mal tut sich was Neues auf. Die Stadt macht was. Sie wird von Jahr zu Jahr interessanter und schöner und trotzdem Kein geschliffener Touristenort – eher eine Stadt, die funktioniert, lebt, arbeitet.

Mein kleines Hotel liegt unweit der Bahía de Santander. Praktisch, weil ich so die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Santander zu Fuß erreiche. Auf dem Weg dorthin komme ich an Bars vorbei, aus denen Stimmen und Musik dringen. Das Meer ist hier allgegenwärtig.

Wie gesagt, es ist Freitagabend. Ich sehe die Bahía de Santander – ein weit geschwungener Naturhafen, eingerahmt von grünen Hügeln.
Entlang der Promenade steigt mir Meeresluft und Grillgeruch in die Nase. Was für eine schöne Stadt.

Ich gehe zu Fuß zu meiner Unterkunft, ein kleines Hotel in der Nähe vom Sardinero. Das Schöne: Man ist sofort mitten drin. Bars mit Tapas-Auslagen, Jugendliche mit Gitarren am Ufer, ältere Herren, die im Schatten Karten spielen und Wein trinken. Santander wirkt im ersten Moment nicht wie ein Touristen-Showroom, sondern wie eine Stadt, die in ihrem eigenen Rhythmus lebt.



2. Santander Geschichte – von römischen Wurzeln bis heute

Santander war schon zur Römerzeit ein Hafen, vermutlich unter dem Namen Portus Victoriae. Funde aus dieser Zeit sind heute im Museo de Prehistoria y Arqueología de Cantabria zu sehen. Ein Besuch ist sehr empfehlenswert.

Im Mittelalter entwickelte sich Santander zu einem Handelszentrum zwischen Kastilien und Nordeuropa. Später kam der Überseehandel hinzu – vor allem Tabak und Kakao aus Amerika. Im 19. Jahrhundert entdeckte die spanische Aristokratie den Ort als Sommerfrische.

König Alfonso XIII. verbrachte hier viele Sommer, und diese royale Präsenz prägte Stadtbild und Selbstverständnis. Zwischen Hafenarbeitern, Fischern und Sommergästen entstand ein Spannungsfeld, das Santander bis heute prägt. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Umschlagplatz für Getreide, Wein und Wolle – vor allem für den Handel mit Kastilien und später mit den spanischen Kolonien in Amerika.
Die spanische Aristokratie entdeckte den Ort im 19. Jahrhundert als Sommerfrische – nicht zuletzt wegen des milden Klimas und der guten Erreichbarkeit von Madrid.



3. Das große Feuer von 1941 – die Nacht, die die Stadt veränderte

Die Nacht vom 15. auf den 16. Februar 1941 gehört zu den einschneidendsten Momenten in der Geschichte Santanders. Ein starker, heißer Südwestwind – hier einfach „el Sur“ genannt – fegte mit bis zu 140 km/h durch die engen Gassen der Altstadt. Irgendwo, vermutlich in einem Lagerhaus oder durch einen defekten Schornstein, brach ein Feuer aus. Die Ursache konnte nie zweifelsfrei geklärt werden.

Innerhalb von Minuten verwandelten sich kleine Flammen in eine Feuerwand, die von den Böen vorangetrieben wurde. Funkenregen sprang von Dach zu Dach. In einer Stadt, in der viele Häuser noch aus Holz oder mit leicht brennbaren Dächern gedeckt waren, hatte die Feuerwehr keine Chance.

48 Stunden lang brannte die Altstadt. Ganze Straßenzüge – darunter die Calle Alta, große Teile der Calle Burgos und die Umgebung der heutigen Plaza Porticada – wurden dem Erdboden gleichgemacht. Mehr als 10.000 Menschen verloren ihr Zuhause, hunderte Geschäfte und Werkstätten wurden vernichtet.

Die Katastrophe fiel mitten in eine Zeit, in der Spanien noch unter den wirtschaftlichen Folgen des Bürgerkriegs litt. Der Wiederaufbau zog sich über Jahre. In den 40er- und 50er-Jahren entstanden breite Straßen und moderne Bauten, die heute das Bild des Zentrums prägen. Wer also durch die Plaza Porticada spaziert, läuft nicht durch mittelalterliche Gassen, sondern durch ein geplantes Nachkriegszentrum.

Viele ältere Einwohner erinnern sich noch an die Erzählungen ihrer Eltern: an den beißenden Rauch, an das Dröhnen der Feuerwehrglocken und an die Nächte in Notunterkünften. Heute erinnern nur noch historische Fotos und kleine Tafeln an das Santander vor dem Feuer – und wer sie gesehen hat, erkennt sofort, wie radikal dieser Brand die Stadt verändert hat.



📌 Infobox: Das große Feuer von Santander in Zahlen

  • Datum: 15.–16. Februar 1941

  • Dauer: ca. 48 Stunden

  • Windgeschwindigkeit: bis zu 140 km/h (Südwestwind „el Sur“)

  • Zerstörte Gebäude: rund 400

  • Obdachlose: über 10.000 Menschen

  • Betroffene Bereiche: Altstadt, besonders Calle Burgos, Calle Alta, heutige Plaza Porticada

  • Ursache: nie endgültig geklärt



4. El Barrio Pesquero – das Herz der Fischer

Samstagmorgen: Ich spaziere in Richtung El Barrio Pesquero, dem traditionellen Fischerviertel von Santander. Hier trocknet Wäsche zwischen den Häusern, und vor kleinen Tavernen brutzeln Sardinen auf dem Grill. Das Viertel wurde in den 1950ern angelegt, um Fischerfamilien nach dem Brand eine neue Heimat zu geben.

Mein Frühstück? Gegrillter Seehecht mit einem Glas Weißwein. Ungewöhnlich früh, aber – ehrlich – es passt.



5. Palacio de la Magdalena – Wahrzeichen am Meer

Der Palacio de la Magdalena liegt auf einer grünen Halbinsel und bietet einen Rundblick auf das Kantabrische Meer. Gebaut zwischen 1909 und 1911, diente er als Sommerresidenz für König Alfonso XIII. Heute finden hier Konferenzen, Ausstellungen und Konzerte statt.

Der Spaziergang dorthin ist schon ein Erlebnis: Wiesen, Pinien, salzige Luft.



6. Hotel Real – Blick über die Bucht

Das Hotel Real ist eines der markantesten Gebäude in Santander. 1917 eröffnet, war es lange Treffpunkt der High Society. Selbst wer nicht hier übernachtet, kann von der Terrasse einen spektakulären Blick über die Bucht genießen – besonders bei Sonnenuntergang.



7. El Sardinero & Gran Casino – elegante Seiten von Santander

El Sardinero ist das Strand- und Badeviertel der Stadt. Zwei breite Sandstrände, Promenaden mit weißen Geländern und Villen aus der Belle Époque prägen das Bild.

Das Gran Casino Sardinero, 1916 eröffnet, ist ein Relikt dieser mondänen Zeit. Abends leuchtet die Fassade hell über dem Strand – fast wie eine Szene aus einem alten Schwarz-Weiß-Film.

Hier im Sardinero sind die Tapasbars ungemein vielseitig.

Welche regionalen Spezialitäten sollte man probieren?
Santander liegt direkt am Kantabrischen Meer – kein Wunder also, dass Fisch und Meeresfrüchte die Speisekarten dominieren. Besonders bekannt sind:

  • Gegrillte Sardinen (sardinas a la brasa): Frisch gefangen, auf Holzkohle gegrillt – oft im Barrio Pesquero serviert, wo schon der Geruch verrät, dass hier kein Gourmet-Schnickschnack, sondern ehrliche Küche wartet.

  • Rabada: Zart geschmorter Ochsenschwanz in kräftiger Soße, ein Gericht für kühle Abende.

  • Anchoas de Santoña: Sardellen aus der nahen Hafenstadt Santoña – salzig, intensiv, perfekt als Tapas mit Brot und Wein.

  • Quesada pasiega: Ein gebackener Käsekuchen aus frischer Kuhmilch, Zucker, Zitrone und manchmal einem Hauch Zimt.

  • Sobaos pasiegos: Weicher, buttriger Biskuitkuchen – pur, zum Kaffee oder als süßer Snack für unterwegs.

  • Marmita (oder marmitako): Ein Eintopf aus Thunfisch, Kartoffeln, Paprika und Zwiebeln, der früher von Fischern direkt an Bord gekocht wurde.


💡 Tipp aus Erfahrung: Wer morgens durch den Mercado de la Esperanza geht, kann die Produkte frisch sehen – und oft direkt kleine Portionen probieren. Abends lohnt sich ein Besuch in einer traditionellen taberna, um den Tag mit einem Glas kantabrischem Weißwein und ein paar raciones zu beenden.



8. Praktische Santander Tipps für ein Wochenende

  • Beste Reisezeit: Mai bis September – angenehm warm, selten extreme Hitze.

  • Fortbewegung: Viele Sehenswürdigkeiten lassen sich zu Fuß erreichen, Busnetz ist gut.

  • Kulinarisches: Frischer Fisch, rabada (Ochsenschwanz), quesada pasiega (regionale Käsetorte).

  • Ausflüge: Comillas, Santillana del Mar, das Cabuerniga Tal oder die Höhlen von Altamira oder die Höhlen de las monedas (von meinem Opa Isidoro Blanco entdeckt) sind leicht erreichbar.


9. Abschließende Gedanken & Reiseinspiration

Sonntagmittag. Noch ein letzter Blick vom Paseo de Pereda aufs Wasser. Santander ist keine Stadt, die sich verstellt. Sie zeigt Glanz und Alltag zugleich. Wer ein Wochenende in Santander verbringt, bekommt beides – das macht den Besuch besonders.


Santander, mit den tollen Fassaden und Galerias.



10. FAQ zu Santander, Kantabrien

Ist Santander sicher für Touristen?
Ja, die Stadt gilt als sicher. Kleinkriminalität ist selten, dennoch gilt wie überall: Wertsachen nicht unbeaufsichtigt lassen.

Kann man Santander zu Fuß erkunden?
Definitiv – vor allem der Bereich zwischen Hafen, El Sardinero und der Halbinsel Magdalena ist gut zu erlaufen. Für entferntere Orte gibt es ein zuverlässiges Busnetz.

Welche Strände in Santander sind am schönsten?
El Sardinero I & II sind die bekanntesten. Für eine ruhigere Atmosphäre empfehlen sich Playa de Mataleñas oder Playa de la Magdalena.

Wo kann man in Santander parken?
Es gibt mehrere öffentliche Parkhäuser, z. B. am Paseo de Pereda. An Sommerwochenenden kann es voll werden – früh anreisen lohnt sich.

Wie komme ich nach Santander?
Mit dem Flugzeug über den Flughafen Seve Ballesteros, per Bahn, Bus oder Fähre aus England (Portsmouth–Santander).

Wie ist das Klima in Santander?
Mild und ozeanisch – im Sommer selten über 28°C, im Winter selten unter 6°C. Gelegentliche Regenschauer gehören dazu.

Welche regionalen Spezialitäten sollte man probieren?
Neben frischem Fisch: rabada (Ochsenschwanz), quesada pasiega (Käsekuchen aus der Region), sobaos (Butterkuchen) und gegrillte Sardinen im Barrio Pesquero.

Wie lange sollte man für Santander einplanen?
Für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten reichen 2–3 Tage. Mit Ausflügen in die Umgebung lohnen sich auch 4–5 Tage, aber auch eine längere Zeit ist durchaus empfehlenswert.

Gibt es Museen in Santander?
Ja, u. a. das Centro Botín (moderne Kunst), das Museo Marítimo del Cantábrico (Meereskunde) und das Museo de Prehistoria y Arqueología (Vorgeschichte).

Wann ist die beste Reisezeit für Santander?
Mai bis September für Strand und Sonne, Oktober bis April für ruhige Tage und weniger Touristen.

Welche Tagesausflüge lohnen sich von Santander aus?
Santillana del Mar, Comillas, die Höhlen von Altamira, Höhle "de las monedas" der Naturpark Cabárceno, das Cabuerniga Tal, Picos de Europa, die Hafenstadt Llanes in Asturien, der wilde Strand Oyambre und das Surferparadies Somo.

Ist Santander auch für Familien geeignet?
Ja – es gibt breite Strände, Parks, das Aquarium und viele autofreie Promenaden.








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Meta-Beschreibung:
Wochenende in Santander, Kantabrien – persönlicher Reisebericht mit Geschichte, Tipps und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie El Barrio Pesquero, Palacio de la Magdalena, El Sardinero und Gran Casino.

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